Die Kartoffel auf unserem Hof – Biologie, Anbau und Geschichte eines Kulturguts

Die Kartoffel auf unserem Hof – Biologie, Anbau und Geschichte eines Kulturguts

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June 2025

Die Kartoffel ist fester Bestandteil unserer Arbeit – und unserer Küche. Als vielseitige Kulturpflanze stellt sie einige Ansprüche an Pflege, Wissen und Erfahrung.

Die Kartoffel bildet ihre Knollen unterirdisch an Ausläufern, den Stolonen. Diese gehen vom Sprosssystem aus, nicht vom Wurzelsystem. In den Knollen speichert die Pflanze Stärke und Wasser. Die sogenannten Augen – also ruhende Knospen – können im Folgejahr wieder austreiben. Eine Besonderheit liegt in der Differenzierung von Wurzeln (für Wasseraufnahme) und Sprossen (für Knollenbildung). Eine große Rolle spielt das Bodenleben: Mykorrhiza-Pilze, Bakterien und Bodenorganismen wirken an der Nährstoffverfügbarkeit, Krankheitsabwehr und Strukturstabilität mit. Ein lebendiger Boden ist zentrale Grundlage für den Kartoffelanbau.

Wir bereiten unsere Flächen im Frühjahr mit lockerer Bodenbearbeitung und Dammformung vor. In die Dämme werden die Pflanzkartoffeln gelegt, später häufeln wir sie mit dem Anhäufler weiter an. Das fördert die Knollenbildung, schützt vor Licht und reduziert Unkraut. Gepflegt wird mechanisch: Wir hacken regelmäßig, um den Boden offen zu halten und Beikraut zu regulieren. Auf Herbizide verzichten wir bewusst. Auch Untersaaten setzen wir nicht ein – dafür achten wir auf gute Bodenpflege und regelmäßigen Pflanzenwechsel.

Für unsere Frühkartoffeln nutzen wir den Seitenauswurfroder – ideal für kleinere Mengen. Die Knollen werden dabei vorsichtig an die Oberfläche befördert und per Hand gelesen. Zur Haupternte der Lagerkartoffeln greifen wir auf einen größeren Roder zurück, den wir uns leihen. So bleiben wir flexibel. Entscheidend ist der richtige Erntezeitpunkt: Wenn das Kraut abgestorben ist und die Schale sich nicht mehr abreiben lässt, sind die Knollen reif für die Ernte.

Die Kartoffel kam im 16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa und wurde in Preußen im 18. Jahrhundert durch Friedrich den Großen etabliert. Sie wurde zum Überlebensmittel in vielen Hungerszeiten. In Irland führte der Ernteausfall durch die Kraut- und Knollenfäule zur großen Hungersnot und zu massiven Auswanderungen, vor allem nach Nordamerika. Diese historische Bedeutung wirkt bis heute nach.

Die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) ist eine der größten Gefahren im Kartoffelanbau. Daneben bleibt der Kartoffelkäfer ein Dauerproblem. In diesem Jahr beobachten wir viele Marienkäferlarven auf unseren Pflanzen – sie helfen uns enorm bei der Dezimierung der Schädlinge. Auch regelmäßige Kontrollen und das Absammeln einzelner Tiere gehören bei uns zur Praxis. Biologische Vielfalt statt Mischkultur ist unser Weg: Wir fördern Nützlinge, achten auf Pflanzenwechsel und pflegen stabile Bestände.

Wenn die erste Frühkartoffelernte da ist, gibt es bei uns: Frühkartoffeln mit Butter und Kräutern (siehe Rezept). Einfach, ehrlich, saisonal. Und genau so mögen wir es.

Fazit:

Kartoffelanbau ist für uns landwirtschaftliches Handwerk mit Kopf und Herz. Zwischen Sortenwahl, Pflanztechnik, Pflege und Ernte steckt viel Erfahrung und Freude.

Sie haben Fragen, Anregungen oder Wünsche? Schreiben Sie uns gern!